Brutalität als Erlösung?

„Deinen Tod verkünden wir und Deine Auferstehung preisen wir, bis Du kommst in Herrlichkeit.“ Täglich und in ungezählten Kirchen weltweit sprechen Christen dieses Gebet. In der nun beginnenden Karwoche wird besonders intensiv Leiden und Kreuzestod des Jesus von Nazareth als Erlösungsstat für die Menschheit in Erinnerung gerufen.

Immer intensiver befallen mich Zweifel, ob wir mit der Vorstellung vom erlösenden Opfertod Jesu Seiner Botschaft gerecht werden. Die Evangelien verkünden vor allem von seinem Leben, von seinem Handeln mit und an Menschen. Dieses Leben, dieser Umgang Jesu mit den Menschen hatte seine lebendige Quelle in tiefem Gottvertrauen. Er lebte das Reich Gottes und dessen Gesetze im Alltag jüdischen Glaubens und römischer Besatzung.

Sein Wirken für das Heil der Menschen stellte die Macht des Tempels ebenso wie die Staatsräson radikal in Frage.

Als beide Mächte brutal zurück schlugen, blieb Jesus seiner Überzeugung und seinem Gottvertrauen treu. In dieser Treue starb er am Schandpfahl des Kreuzes. Gott, dem er wie ein Sohn vertraute, erweckte ihn vom Tod und bestätigte damit sein Wohlgefallen am Leben Jesu.

 

Zugegeben, eine eigenwillige Interpretation. Doch die Last eines von Gott geplanten Opfertodes Jesu zur Sühne für die Schuld der Menschen zerstört mir jedes Empfinden von Erlösung.

Befreiende Kraft dagegen bringt mir die Vorstellung, sich wie Jesus im alltäglichen Leben am Reich Gottes auf Erden zu orientieren. Solches Leben mag nach menschlichem Ermessen brutal scheitern, Ostern dagegen bezeugt, dass solches Leben die Anerkennung Gottes findet.

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