Oder müssen wir auf einen Anderen warten? Matthäus 11,3

Franziskus enttäuscht – dieser Papst ist kein Reformer. Hoffnungen auf ersehnte Umwälzungen im Kirchenrecht und epochale Strukturänderungen enttäuscht dieser Papst auch im siebten Jahr seiner Amtsführung.

Damit erweist er sich als würdiger Nachfolger des Zimmermannes aus Nazareth. Hat nicht auch Jesus die Hoffnungen seiner Zeitgenossen und Freunde gründlich enttäuscht. Wer sich vom Messias die Befreiung von den Römern, das Ende der politischen und wirtschaftlichen Unterdrückung erhoffte, sah sich verraten und enttäuscht. Solche Enttäuschung brachte Judas Iskariot in den tödlichen Konflikt.

Es wird Zeit zur Ent-Täuschung. Jesus ließ sich aus guten Gründen nicht zum politischen Helden, zum Wortführer des Widerstandes machen. Sein Reformziel war die Umkehr des Denkens hin zum Gottvertrauen als Ausgangslage neuen Handelns. Der Friede, den Jesus anbot ist nicht der Friede der Machtumkehr sondern des Herrschaftsverzichtes. Nicht das Richten über Menschen, sondern das Aufrichten der Menschen in ihren Nöten und Ängsten zeichnet den Mann aus Nazareth aus.

Papst Franziskus bleibt diesem Jesus in der Nachfolge treu. In kirchlicher Tradition ist der Papst heute der letzte absolute Monarch. Völkerrechtlich anerkannt und kirchenrechtlich mit absoluter Macht ausgestattet. Die Päpste in der Kirchengeschichte handhabten diese Machtfülle sehr unterschiedlich. Wir konnten bei den letzten Päpsten erleben, wie sie mal strategisch klug, mal prophetisch Weise diese Macht zu gebrauchen suchten.

Papst Franziskus geht einen wesentlichen Schritt weiter: Er verzichtet auf diese Macht und ihre Ausübung. Nur einmal nahm er sie in Anspruch um Kraft seiner Autorität den Bischofssynoden den von ihm gewünschten Freiraum zu sichern.

Wer diesem Papst Feigheit vorwirft, weil er die kirchenpolitisch erhofften und zugleich umstrittenen Entscheidungen nicht trifft, sollte sein eigenes Macht- und Herrschaftsverständnis prüfen.

Sind wir bereit zum Herrschaftsverzicht der Mächtigen? Wagen wir uns aus der Untertanenrolle hinaus in die Selbstermächtigung. Nehmen wir die uns in heiligem Geist und in den Riten von Taufe und Firmung zuerkannte Vollmacht an? Leben wir unsere christliche Vollmacht im Alltag als „Salz der Erde“ oder „Licht der Welt“ aus? Wagen wir die Nachfolge des Nazareners? Je mehr wir selbst reflektiert diese Nachfolge leben, gestalten wir die Strukturen der Glaubensgemeinschaft neu.

Papst Franziskus ermuntert uns zu solchem Glaubensmut – herrschaftsfrei und machtverhalten seit nunmehr sieben Jahren.

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