Gastbeitrag von Heiko Lietz, Schwerin
Wer diesen Satz hört, denkt vermutlich gleich an Carl Maria von Weber. Aber um ihn soll es hier nicht gehen. Es ist eine Aufforderung ganz anderer Art. Es soll hier um den Umgang mit gesellschaftlichen Verhältnissen gehen. Wer sagt an, wohin die Reise geht und welche Maßstäbe werden dabei angelegt?
In der Vision des Propheten Micha ziehen die Völker dieser Erde in den letzten Tagen zum Berg Zion, um von Gott Weisungen zu bekommen, wie es mit ihnen weitergehen kann. Denn sie haben erfahren müssen, dass sie bei dem Versuch, die Krisen mit ihren bis dahin bewährten Mitteln zu lösen, total gescheitert sind. Jetzt stehen sie vor einem Scherbenhaufen. Jetzt erhoffen sich die Völker von Gott, dass er sie mit seiner Wegweisungen aus der festgefahrenen Situation heraushilft. Und er handelt. Nachdem er sie zurechtgewiesen hat, gibt er ihnen neue Spielregeln, die so ganz anderer Natur sind. Wo sie angewendet werden, vermögen sie es, festgefahrene Blockaden wieder zu lösen und neue Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Sie sind imstande, neues Vertrauen zu schaffen, wo bisheriges Misstrauen das Zusammenleben erstickte. Sie regen dazu an, sich einander zuzuwenden und miteinander ein Fest zu feiern und dort auch miteinander zu tanzen. Sofern sie diese Spielregeln einhalten, brauchen sie auch keine Waffen mehr und machen deswegen ihre Schwerter zu Pflugscharen. So wird es in den letzten Tagen geschehen, wenn diese Vision in Erfüllung geht.
Wann aber werden diese letzten Tage anbrechen? Könnte es sein, dass es schon in unseren Tagen Anzeichen für diese neue Sicht- und Lebensweise gibt?
Kurz nach Ende des 2. Weltkriegs kamen Vertreter vieler Nationen mit dem festen Willen zusammen, künftige Geschlechter von der Geißel des Krieges zu bewahren. Sie gründeten am 26. Juni 1945 in San Franzisko die Organisation mit dem Namen „Vereinte Nationen“.
Sie bekräftigten dabei den Glauben an die Grundrechte des Menschen, an Würde und Wert der menschlichen Persönlichkeit und versprachen sich gegenseitig nach einem der verheerendsten Kriege, zukünftig als gute Nachbarn in Frieden miteinander zu leben. Von diesem Glauben beseelt, verkündete die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 10. Dezember 1948 die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte.
Diese Erklärung sollte das gemeinsam zu erreichende Ideal für alle Völker und Nationen sein. In den kommenden Jahrzehnten wurde dieses Ideal in ganz konkrete Rechtsnormen gegossen und unter bestimmten Bedingungen für jeden einklagbar gemacht. In der Erklärung sind die verschiedensten Wertesysteme der unterschiedlichen Kulturen und Religionen eingeflossen und haben sich zu einer Generalisierung der Werte verdichtet.
Sie fanden auch Einzug in die Agenda 21. Dies ist ein Aktionsprogramm der Vereinten Nationen von 172 Staaten, das auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 beschlossen wurde. Es setzt Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung für das Zusammenleben der Völker im 21. Jahrhundert. Da sich in Rio die Vertreter der Staaten und der Nichtregierungsorganisationen aus sehr unterschiedlichen Gründen nicht auf eine verbindliche ethische Basis für ihr Vorhaben verständigen konnten, blieb ein verbindlicher Beschluss für eine Erd-Charta aus. Dennoch gab es in den folgenden Jahren weitere Impulse, um dem eigentlichen Ziel näher zu kommen. Es kam zu einem weltweiten Dialog über gemeinsame Werte und eine globale Ethik, an der sich viele Menschen der unterschiedlichsten Kulturen, Religionen und Nationalitäten der ganzen Welt beteiligten. Im Jahr 2000 wurde die Erd-Charta in Den Haag veröffentlicht. Sie versteht sich als eine inspirierende Vision grundlegender ethischer Grundwerte, die es ermöglichen, in Ehrfurcht vor dem Geheimnis des Seins, in Dankbarkeit für das Geschenk des Lebens und in Bescheidenheit hinsichtlich des Platzes der Menschen in der Natur zu leben. Dabei ist jeder Mensch mitverantwortlich für das gegenwärtige und zukünftige Wohlergehen der Menschenfamilie. Sie endet mit einem Rückblick aus einer imaginären Zukunft, in der man sich erinnern wird an unsere Zeit, in der eine neue Ehrfurcht vor dem Leben erwachte, als eine Zeit, in der nachhaltige Entwicklung auf den Weg gebracht wurde, als eine Zeit, in der das Streben nach Gerechtigkeit und Frieden neuen Auftrieb bekam, als eine Zeit der freudigen Feier des Lebens.
Wir haben es bei beiden Visionen mit einem globalen Ansatz zu tun. Bei Micha ist Gott der Garant dafür, dass das Gesamtinteresse bedacht wird. In der Erd-Charta sind inspirierte Menschen und Institutionen der unterschiedlichsten Art die tragenden Kräfte dieses Transformationsprozesses. Sie sind mit anderen unterwegs, weil sie anerkennen, dass Frieden die Gesamtheit dessen ist, das geschaffen wird durch rechte Beziehungen zu sich selbst, zu anderen Personen, anderen Kulturen, anderen Lebewesen, der Erde und dem größeren Ganzen, zu dem alles gehört.
Weil wir mündig geworden sind, sind wir jetzt verantwortlich für alles, was auf unserer Erde geschieht, aber in einer Verantwortung, die sich dem größeren Ganzen verpflichtet weiß.
Vor einigen Jahren haben viele tausend Menschen weltweit folgende Absprache getroffen:
Sie wollen an einem festgelegten Tag, jeweils um 20 Uhr Ortszeit, rund um die Erde den Ulmentanz tanzen und damit ein Zeichen für ein weltumgreifende Verbundenheit setzen. Ich bin mir sicher, dass diese Absprache aus einer tiefen spirituellen Erfahrung erwuchs.
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