Ein schillernde Begriff, abgenutzt und häufig verwendet wie eine Wundsalbe über den Verletzungen der Menschenwürde.
Wahrhaft human wäre eine Gesellschaft erst zu bezeichnen, könnte jeder Mensch gemäß der ihm eigenen Personenwürde leben.
Doch davon sind wir weit entfernt.
Viele resignieren vor der so geschichtsmächtigen Gewalt, die in ihren vielfältigen Erscheinungsformen anscheinend triumphiert: der Mensch sei den Menschen ein Wolf, nur der Stärkere überlebt, jeder ist seines Glückes Schmied.
“Realistisch” reduzieren Sie dann das Leitbild einer humanen Gesellschaft auf Not-wendende, situative Hilfe für Arme, Ausgegrenzte und Geknechtete.
Doch lassen wir den Anspruch auf gesellschaftliche Ordnungen, die der Ethik des Humanen entsprechen, nicht fallen.
Mehrere Handlungsweisen, ethische Strategien – miteinander verbunden – lassen die Hoffnung auf Wandlungen zum Humanen zu.
Die Probleme und Herausforderungen menschlich zugänglich halten. Sie von der Abstraktion (z. B. Arbeitslosigkeit in Deutschland oder Europa) auf die Ebene des konkreten Lebensraumes (z. B. Arbeitslose in unserer Stadt) fokussieren. Während die Abstraktion das Problem vergrößert zum Unfassbaren, Unerträglichen und Unlösbaren, eröffnet die Regionalisierung Lösungswege durch die Nähe zum menschlichen Maß. Der Staatsrechtler und Nationalökonom Leopold Kohr hinterließ uns diese Einsichten eines “small is beautyfull”.
Die Fragestellung in sozialer Logik reflektieren. Menschen haben eine eigentümliche Art, zwischenmenschliche Vorgänge wahrzunehmen und darauf zu reagieren. Heute wissen viele Bürger mehr über die bislang unbewussten Vorgänge ihrer Atmung oder Verdauung als ihres sozialen Verhaltens. Dem sozialen Philosophen Johannes Heinrichs gelang es in den 1970er Jahren, die Eigentümlichkeiten “sozialer Reflektion” herauszuarbeiten und zur bewussten Anwendung aufzubereiten.
Begründete Ethik entwickeln. Das Recht jedes Menschen auf die ihm eigene Personenwürde muss einen letzten, in sich stimmigen Grund haben. Solchen Ur-Grund zu folgen hat Konsequenzen. “Kein Herr über mir, Kleinknecht unter mir” forderten friesische Bauern in den dithmarschen Freiheitskämpfen. Eine herrschaftsfreie Ordnung wird erst möglich in sittlicher Vereinbarung über zu nutzende Ressourcen, über Eigentumsansprüche daran und deren Verwendung. Wie ein ethisch verantwortetes Wirtschaften möglich ist und zu gesellschaftliche Freiheit führen kann, lehrte der Moraltheologe und Wirtschaftsethiker Johannes Kleinhappl. Wegen seiner theologisch begründeten Kapitalismuskritik wurde ihm 1949 vom Jesuitenorden der Lehrstuhl entzogen.
Das Systemische beachten. Diese Welt ist eine Welt – alles ist mit einem verbunden. “Lebendige Systeme sind nicht steuerbar, sie lassen sich nur stören.” pointiert der Physiker Fridjof Capra die Situation. Dem Biologen Frederic Vester verdanken wir Methoden zur Entwicklung gezielter “Stör-” bzw. Einflussimpulse.
Demokratische Strukturen ausbauen. In den jahrhunderte währenden Karpfen gegen ungerechte Herrschaft und für demokratische Partizipation wurde viel erreicht. So gilt erst recht der Hinweis Goethes: „Was Du ererbt von Deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.” Erreichte Freiheiten verfallen, werden sie nicht genutzt, gestaltet und ausgebaut. Die Zähmung feudaler Herrschaft durch rechtsstaatliche Gewaltenteilung war ein historisch wichtiger Schritt. Doch zu echter partizipativer Demokratie ist noch ein weiter, anstrengender Weg. Noch sind notwendige Strukturelemente der Demokratie-Architektur wie Bürgerbegehren und Bürgerentscheid weder verfassungsgemäß noch ausreichend im Bürgerwillen verankert.
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