“Vater unser” als Realität

Verlorener Sohn Skulptur von Egino Weinert

Der gute Vater
Skulptur von Egino Weinert

„Wie im Himmel, so auf Erden“. Millionenfach wird dieser Vers des „Vater unser“ regelmäßig von Christen gebetet.

Der Zimmermannsohn aus Nazareth hat in vielen seiner Geschichten dargelegt, wie die umfassende Liebe seines Abba, des himmlischen Vaters, wirksam wird. Wenn wir in tiefem Gottvertrauen den Beispielen dieser Geschichten folgten, würde das Reich Gottes auf Erden Realität. Jesus lebte diese Überzeugung konsequent vor und ließ sich dafür kreuzigen. In seiner Nachfolge finden sich seither immer wieder Menschen bereit, im Umgang mit den Mitmenschen die Maßstäbe des himmlischen Vaters anzulegen. „Wie im Himmel, so auf Erden“ findet auf Erden allerdings nur selten ungeteilte Zustimmung. Allzuoft hebeln die Gebote der Liebe, der göttlichen Gerechtigkeit und Barmherzigkeit die irdischen Regeln zwischenmenschlichen Verhaltens aus.

Hier gilt vor allem:

  • Keine Schwäche zeigen;
  • Macht und Herrschaft sind zu sichern;
  • Gerechtigkeit definiert der Sieger;
  • Schuld muss gesühnt werden!

In der „Causa Marx“ zeigt sich Papst Franziskus als guter Schüler und Nachfolger Jesu. Wie er das Rücktrittsangebot des Münchner Erzbischofs und Kardinals Reinhard Marx ablehnt, läßt das „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ aktuelle Realität werden.

Schuldig geworden, eigene und systemische Schuld anerkennend und bekennend ist Reinhard Marx bereit zur persönlichen Verantwortung und bietet seinen Rücktritt an. Natürlich schiessen die Spekulationen ins Kraut, ob der Erzbischof und Kardinal das alles ernst meint. So mancher Rücktritt war wohl eher ein Anlauf zum Durchstarten. Publik Forum spielt in der Ausgabe vom 11.06.2021 allein 6 Spekulationsvarianten durch.

Papst Franziskus nimmt Reue und Läuterung seines Kardinals ernst, lobt ihn gar des dazu notwendigen Mutes. Er bittet Marx, diesen Weg der Läuterung und Konsequenz weiterzugehen als Erzbischof von München und Freising.

Franziskus hat mit der Annahme des „verlorenen Sohnes“ Kirche und Welt ein starkes Zeichen gegeben. „Wie im Himmel, so auf Erden“ ist auch im dritten christlichen Jahrtausend möglich.

Wie wird dieser Papst umgehen mit den Hirten, die strikt jed persönliche und systemische Verantwortung zur Kirchenkrise leugnen? Sieht er in Ihnen nur untreue (Lk 16,1-8) oder gar unbarmherzige Verwalter (Lk 17,4)?

Reinhard Marx jedenfalls erhielt seine Chance als verlorener Sohn. Die Zukunft wird zeigen, ob und wie dieses Erzbischofs Läuterung beiträgt, die Kirche wieder in die Nachfolge Jesu zu führen.

 

 

 

 

 

 

 

 

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