2017 – ein Jahr ANNO HOMINI?

Ohnmachtsspirale webMannigfaltig sprechen (schlechte) Gründe dafür, 2016 politisch als „annus miserabilis“ einzuordnen. Erstarken populistischer Strömungen und Parteien, Abstimmungssiege von Establishment-Gegnern in den USA, Großbritannien oder Italien, faschistoide Regierungen in Warschau oder Ankara, geopolitische Machtspiele in Osteuropa, Nah- und Fernost, die Erosion des Traumes vom „Europäischen Haus“ – die Geschehen des Jahres 2016 boten wenig Hoffnung auf friedliche Bewältigung der die Völker bedrängenden Probleme.

Nun werden wieder Segens- und Friedenswünsche zum neuen Jahr ausgesprochen und in alle Welt versandt, als brächte ein neuer Kalender eine neue Einstellung mit sich. Was der Kalenderwechsel mit sich bringt, ist die Chance zum nachdenkenden Innehalten, eine Option zur Reflexion unseres zwischenmenschlichen Handelns.

Ob wir diese Chance nutzen, liegt allein in unserer Hand, in den Händen eines Jeden von uns. Solche Reflexion kann zur grundlegenden Neubestimmung oder Feinjustierung unseres Verhaltens führen. Sie kann beitragen, dass die Leitmotive unseres Handelns deutlicher werden – uns selbst als auch unseren Mitmenschen.

Hoffnung tragen wir in diese Welt,

  • wenn wir uns nicht verängstigen lassen von den populistischen Verführern, sondern unsere eigenen Kompetenzen einbringen in die Entwicklung politischer Entscheidungen
  • wenn wir uns nicht beschränken auf Widerstands-Demonstrationen, sondern den Anspruch auf politische Partizipation durch eigene Lösungsideen realisieren
  • wenn wir unser zwischenmenschliches und politisches Handeln nicht am Eigennutz, sondern an der konkreten Würde beteiligter und betroffener Menschen ausrichten
  • wenn wir uns nicht mehr orientieren am Nichtgewollten und Destruktiven, sondern am konstruktiven Aufbau einer solidarischen Gesellschaft.

Politische Entscheidungen sind immer Entscheidungen zur Vorrangstellung bestimmter Werte und den daraus ergebenden Konsequenzen. In wertepluraler Gesellschaft sind sie somit auch immer Entscheidungen in einem Dilemma – irgendwer fühlt sich immer mit seinen Werten zurückgestellt und somit auf die Füße getreten. Wir tragen zur Befriedung der Gesellschaften bei, je mehr wir lernen, Dilemmata in breiter Akzeptanz aufzulösen.

Zu meinen persönlichen für 2017 ersichtlichen Highlights gehört die 66. Internationale Pädagogische Werkwoche in Salzburg. Auf Einladung der Veranstalter stelle ich dort in einem dreitägigen Werkkreis die von mir entwickelte „Choreographie zur Lösung politischer Dilemmata“ vor.[1]

Auf welchen Wegen auch immer und mit welch´ mühevollen Schritten wir im kommenden Jahr zur Befriedung unserer zerrütteten und zerstrittenen Gesellschaften beitragen: mögen diese Wege und Schritte erfolgreich werden. Jeder Weg, jeder Schritt lohnt sich – der Würde wegen[2].

Jedes Einmischen der Würde wegen erhöht die Chance auf ein ANNO HOMINI 2017.



[1] Siehe „Nur mal angenommen… Demokratie ginge anders“, tredition 2016, S. 197

[2] Der Würde wegen, tredition 2016

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