Damit war zu rechnen. Von Anfang an. Es gab nur eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass ich meinen Pilgerweg über die Grenzen Österreichs und Italiens fortsetzen könnte.
Aber in der sich ständig wechselnden Beschluss- und Nachrichtenlage war die Möglichkeit nicht abzuweisen, zum Zeitpunkt meines Ankommens im Allgäu doch über die Grenzen zu kommen.
Nun bin ich dort, doch die Einreisebedingungen in die Nachbarländer erzwingen den Abbruch der Pilgertour.
Österreich verlangt neben einem aktuellen Negativtest eine 14-tägige Quarantäne. Ein Online-Einreiseantrag nach Italien wird nur genehmigt, mit einem vom Gastgeber verbürgten lokalen Aufenthalt von mindestens 14 Tagen. Weiterreisen in andere Bezirke des Landes ist nur italienischen Staatsbürgern möglich, doch auch die dürfen nur in die „gelben Zonen“.
Das Bußgeld bei Verstößen liegt bei 400 €. Etwas günstiger sind die Bayern mit dem Bußgeld bei Verletzung der nächtlichen Ausgangssperren – 250 € wird im Söder-Reich kassiert.
Da lohnt auch der Weg bis zur nahen Staatsgrenze nicht mehr.
Mit Blick auf die schneebedeckten Alpen wird also die Option Wirklichkeit: der Pilgerweg nach Rom endet nach etwas mehr als 600 km.
Das mich zusätzlich noch ein Nierenstein in die Allgäu-Klinik, Kempten, brachte, gab Raum für die Überlegungen des „Wie weiter? – Abbruch und Bahnfahrt oder langsame Heimkehr als Fußweg?“.
Die Tage im Krankenhaus verhalfen zur Klärung:
– die Ärzte erläuterten mir die Risiken des Heimwanderns. Risiken, die in der implantierten Harnschiene gründen. Aber auch Risiken für die Nieren aufgrund der miserablen Versorgungsinfrastruktur im Lockdown mit den geschlossenen Gasthäusern. Dieses Versorgungschaos hatte ich während der letzten sechs Wochen schon durchgestanden. Vermutlich liegt darin auch einer der Gründe für die akuten Nierenbeschwerden.
Mehr noch als die medizinischen Gründe sprechen inhaltliche Gründe gegen die Heimwanderung.
– Es wäre mehr als nur ein Rückweg. Es wäre ein Projekt mit eigener Zielsetzung und neuen Erfahrungen, noch bevor ich das nun beendete Pilgerprojekt und dessen Erfahrungen ver- und aufgearbeitet hätte. Diese Verarbeitung begann im Krankenhaus, bei meinen Gastgebern Eva und Walter konnte ich sie noch einige Tage vertiefen. Sie inhaltlich aufzubereiten, wird mir erst daheim gelingen.
Dorthin breche ich morgen auf – mit der Bahn. Sechs Wochen langsamen Fußwegs werden dann in einem Tag abgefahren – dank unserer eiligen Zivilisation.
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