Heute sprach mich (ein) Jesus an. Am Rheinufer bei Dormagen hatte er mich sitzen sehen. Mein Rucksack. Habe ihm gezeigt, dass ich wohl auf längerer Tour sei. Etwa auf dem Camino nach Santiago de Compostela?
Dorthin wolle er demnächst aufbrechen, den Pilgerausweis habe er bereits bestellt. Er sei kein Christ, doch sein Name Isa ist die arabische Form des Namens Jesu. Pilgern in christlicher Tradition gäbe ihm vielleicht neue Impulse bei der Suche nach dem eigenen zukünftigen Weg.
Vor 20 Jahren sei er mit 21 voller Hoffnung aus der Türkei nach Deutschland angereist. Studieren habe er wollen, hatte jedoch keine Aufenthaltsgenehmigung. Die dazu geschlossene (Schein-)Ehe mit einer deutschen sei nach zehn Jahren endgültig gescheitert. Die beiden Söhne lebten bei der Exfrau. Er habe zwar über die Jahre eine florierende Kfz-Werkstatt mit vielen Mitarbeitern aufgebaut, doch mit 41 Jahren müsse er nun seinem Leben eine neue Ausrichtung geben. So fehle ihm auch eine lebende und geliebte Partnerin.
Zum Nachdenken über sein weiteres Leben sei er wieder einmal an seinen „Nachdenk-Strand“ ans Rheinufer gekommen und auf mich, den Rom-Pilger gestoßen. Weil wir uns überhaupt nicht kennen, falle es ihm leicht, offen von sich zu erzählen.
Allein mir sein Herz auszuschütten hätte für ihn den Tag bereichert.
Später kam Isa noch einmal an meinem Biwak vorbei und rief mir zu, ich würde meinen Weg nach Rom sicher und erfolgreich zu Ende bringen, denn Gott sei ja bei mir.
Er ist auch bei Isa, ob er demnächst pilgern wird oder nicht. Schon in seinem Gottvertrauen wird er einen Weg finden, egal ob er Christ ist.
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