Ein mutiger Dialogversuch

Die Beschimpfung war da, noch bevor die Veranstaltung begann. Und sie war in jenem Stil, den die Kabarettfigur Erwin Pelzig einmal beschrieb als Zusammentreffen von Denkfaulheit, Grammatikschwäche und Internet. Den Auslöser für die Verbalattacke lieferte die KAB Taufkirchen. Anlässlich ihrer Frühjahrskonferenz hatte sie zu einem Dialogabend eingeladen „Was will die AfD anders machen?“, Gesprächspartner war der bayerische AfD-Chef Petr Bystron. Dazu schrieb der Kritiker:

“Da wir mir schlecht, nein ich muss kotzen, wenn die AFD die NEONAZIS der AfD einläd, die feinen der Demokratie. reichten euch die Jahre zwischen 1933 und 1945 und deren Folgen nicht? Die Vorlage de Parteiprogramms der AfD ist eindeutig Hittler “MEIN KAMPF”

Nur 30 Zuhörer erlebten, wie Bystron seine Partei charakterisierte. Sie sei entstanden aus der Unzufriedenheit gegenüber der Politik bisheriger Regierungen und der arrivierten Parteien. Ihre Mitgliederstruktur decke das gesamte Spektrum der Gesellschaft ab. Als rechtskonservative Protestpartei lege sie den Finger in die Wunden heutiger Politik. Der rechtskonservative Pendelschlag nationaler und europäischer Politik sei eine konsequente Folge und überfällige Konsequenz auf den erfolgreichen „Marsch durch die Institutionen“ der linken 68er Generation. Der Wandel von der €urokritischen Partei des Wirtschaftsprofessors Bernd Luke zur rechtskonservativen Politikalternative unter Frauke Petry und Alexander Gauland sei Ergebnis basisdemokratischer Struktur seiner Partei. Eine völkische, nationalsozialistische Orientierung der AfD wies Bystron von sich. Diese Behauptung seitens vieler Medien orientiere sich an der Diffamierungsstrategie konkurrierender Parteien.

In einem leider unstrukturierten Schlagabtausch mit den Teilnehmern zu verschiedenen Sachthemen wurden nur wenige, aber prägnante AfD-Positionen deutlich. Unterstützt von einigen Parteimitgliedern im Saal stellte sich Bystron dar als Vertreter einer an Individualinteressen orientierten Politik. Die Förderung der Individualrechte vor allem im Themenfeld Wirtschaft korrespondiert mit der Forderung nach verstärkter Eigenversorgung der Bürger. Irgendwie klang immer wieder „Freiheit statt Sozialismus“ durch. Rainer Forster, KAB-Sekretär im Erzbistum München-Freising, pointierte dazu, einen solchen rein liberalen Kurs hätte sich nicht einmal die FDP getraut.

Auch der Schutz eines als christlich bezeichneten Abendlandes gegen islamische Unterwanderung und Überfremdung fand seinen Ausdruck. Vielfalt von Religionen und Weltanschauungen in einer modernen, wertepluralen Demokratie dagegen kam nicht zu Wort. Zur Entwicklung moderner Demokratie soll bereits das System der Volksabstimmungen nach Schweizer Modell reichen.

Der Dialogansatz der KAB-Taufkirchen war mutig und im eigenen Verband umstritten. Eine Dialogverweigerung, um den Vertretern dieser Partei keine Plattform zu bieten, widerspricht jedoch nicht nur demokratischen Grundregeln. Sie unterstützt sogar die von dieser Partei gern gepflegte Rolle des politischen Märtyrers. Wenngleich der Abend in Taufkirchen seine Mängel hatte, vor allem in der systematischen Vorbereitung der Verbandsmitglieder auf die politische Diskussion mit der AfD, so war es doch ein lehrreicher Abend.

Er zeigte, dass die AfD keine politische Heimat bieten kann und will für all jene, die sich für einen solidarischen Sozialstaat, eine am Gemeinwohl orientierte Wirtschaft und eine moderne, werteplurale Demokratie engagieren.

Die AfD bietet gerade die Alternative, die es zu vermeiden gilt.

 

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