Erhebt “Kapital”-Autor und Erzbischof Reinhard Marx als Theologe und Sozialwissenschaftler den Anspruch einer wirtschaftsethischen Analyse und empfiehlt einen Rückgriff auf Friedrich von Hayeck zur Lösung der Finanz- und Wirtschaftskrise, so ordnet er sich als Apologet des profitheckenden Kapitalismus und neoliberaler Nachbeter ein.
Papst Benedikt geht einen anderen Weg.
Er entfaltet als orthodoxer Dogmatiker seine Gedanken über die Gestaltungskraft einer “Liebe in Wahrheit”. An den Berührungspunkten zu den realen Missständen – systemisch bedingt oder durch menschliches Fehlverhalten ausgelöst – sind seine Ausführungen unzulänglich. Na und, zu klaren Analysen sind wir selbst fähig, dazu braucht es keines Papstes.
In unseren Tagungen lassen wir auch dann Menschen in Wertschätzung zu Wort kommen, wenn ihre Ausführungen in unserer Wahrnehmung holprig und schwer nachvollziehbar klingen. Nehmen wir bitte auch den Papst ernst im angebotenen ethischen Dialog.
Dialog, lässt sich nur führen, wenn wir ihn frei und im Augenhöhle führen. Beklagen wir nicht die Unzulänglichkeiten vermeintlicher “Herrscher”. Greifen wir aus eigener Souveränität den Dialog auf, bringen unsere Sichtweise und Vorstellungen ein.
Dabei sollten wir auch nicht nur über den Papst und seine Enzyklika in Dialog treten, sondern auch mit ihm.
In diesem Sinne entstand mein Schreiben an den Papst. Ich wäre froh, täten es viele andere mit ihren eigenen Gedanken.
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