- der Resignation entgegengehen.
Auf der Spur des Ziehvaters – Pilgern mit dem hl. Josef
Nur wenig ist von ihm bekannt. Keine mündlichen Aussagen, keine Texte und dokumentierte Überlegungen finden sich in den alten Schriften.
Zimmermann soll er gewesen sein, archäologische Funde seines Wirkens fehlen.
Als Jude lebte er im orientalischen Lebensraum des Nahen Ostens. Noch heute ist es dort skandalös, wird eine Braut schwanger – vor allem, wenn der Bräutigam nicht der Vater ist. Noch heute muss eine junge Orientalin befürchten, in solcher Situation vom Bräutigam und der eigenen Familie verstoßen, möglicherweise sogar ermordet zu werden.
Umso erstaunlicher das Handeln des gehörnten Zimmermanns. Er bleibt seiner Braut treu, nimmt sie und das Ungeborene unter seinen Schutz und bildet mit ihnen eine Familie. Die alten Schriften berichten, Träume hätten seinen Zorn aufgelöst und ihm Einsicht in einen göttlichen Heilsplan gegeben. Nach der Geburt des Kindes habe er im Vertrauen auf einen weiteren Traum die junge Familie durch die Flucht nach Ägypten vor den Kindsmördern des Herodes gerettet.
Er wurde zum Ziehvater des Mannes, auf den und dessen befreiende Botschaft sich seit 2000 Jahren die Christenheit bezieht. Die Rede ist von Josef. Er zählt zu den Hauptfiguren der Weihnachtsgeschichte.
Heribert Prantl, bis 2019 Chefredakteur der Süddeutschen Zeitung, schreibt dazu im „Prantls Blick“ am 20. Dezember 2020: „Meine Lieblingsfigur an Weihnachten 2020 ist ein Mann, der ganz nah an der Krippe steht, der aber kein Wort sagt. Auf vielen Darstellungen hat er eine Laterne in der Hand, er sorgt also dafür, dass Licht auf die Szenerie fällt, dass man sieht, was passiert.“
Diesen Josef erklärte Papst Pius IX. 1870 zum Schutzpatron der katholischen Kirche. Im 20. Jahrhundert wurden dem heiligen Josef mehr katholische Kirchen geweiht als irgendeinem anderen Heiligen. Der heilige Josef wurde von Papst Johannes XXIII. neben der Gottesmutter Maria zum besonderen Schutzpatron des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) bestimmt.
150 Jahre, nachdem Pius IX. den Heiligen Josef zum Schutzpatron der Kirche ausrief, hat Papst Franziskus am 8. Dezember 2020 ein „Jahr des Hl. Josef“ ausgerufen und dazu das Apostolische Schreiben Patris Corde veröffentlicht. Laut Franziskus nimmt Josef im Vertrauen auf seine Träume auch Ereignisse in seinem Leben an, die er nicht versteht: Josef übernimmt „mutig und stark“ eine tragende Rolle, welche der Stärke, die vom Heiligen Geist kommt, entspringt. Es sei so, als ob uns Gott durch die Gestalt des heiligen Josefs wiederholt: „Fürchtet euch nicht!“, denn der Glaube gibt jedem glücklichen oder traurigen Ereignis einen Sinn. Die Gastfreundschaft, die der Vater Jesu pflegt, rufe uns auch dazu auf, „andere nicht auszuschließen, sondern sie so anzunehmen, wie sie sind, besonders die Schwachen“(Patris corde 4).
Als meine Eltern mich am 18. Februar 1951 auf den Namen Josef taufen ließen, waren sie sich der kirchlichen Bedeutung dieses Namens wahrscheinlich nicht bewusst. Für sie verband sich der Name ihres Sohnes mit der Erinnerung an den in Russland gefallenen älteren Bruder meines Vaters. Mir selbst erschloss sich die gedankliche Weite dieses Patronats erst im lebenslangen christlichen Engagement.
So formte sich die Idee einer Pilgerreise im Patronat des heiligen Josef.
Unter den aktuellen Bedingungen des Corona-Lockdown breche ich am 19. März 2021 (dem Josefstag) an meiner Taufkirche Sankt Josef in Bocholt zum Fussweg nach Rom auf. Gespräche und Reflexionen auf diesem Weg mögen helfen, gesellschaftliche und kirchliche Szenerien auszuleuchten. Gedankliche Fackel und Lichtquelle ist mir dabei:
• das Kulturverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils: „dass die Kultur auf die Gesamtentfaltung der menschlichen Person und auf das Wohl der Gemeinschaft sowohl auf das der ganzen menschlichen Gesellschaft auszurichten ist. Darum muss der menschliche Geist so gebildet werden, dass die Fähigkeiten des Staunens, der eigentlichen Wesenserkenntnis, der Kontemplation, der persönlichen Urteilsbildung und das religiöse, sittliche und gesellschaftliche Bewusstsein gefördert werden.“ (Pastoralkonstitution Kirche in der Welt von heute, GES 59)
• die vom Zweiten Vatikanischen Konzil geforderte Präsenz der Kirche zur Schaffung von Lebensräumen, in denen der Geist der Freiheit und der Liebe des Evangeliums lebendig ist. (Erklärung über die christliche Erziehung, GE 8)
• die vom Zweiten Vatikanischen Konzil formulierte eigenständigem Berufung der Laien: „dieses Apostolat wird umso dringlicher, als die Autonomie vieler Bereiche des menschlichen Lebens – und zwar mit vollem Recht – sehr gewachsen ist, wenngleich dieses Wachstum bisweilen mit einer gewissen Entfremdung von der ethischen und religiösen Ordnung und einer schweren Krise des christlichen Lebens verbunden ist. (Dekret über das Apostolat der Laien, AA 1)… Aufgabe der ganzen Kirche ist es, daran zu arbeiten, dass die Menschen fähig werden, die gesamte zeitliche Ordnung richtig aufzubauen und durch Christus auf Gott hin zuordnen. (AA 7)
Im Grunde dienten mir diese drei Konzilsaussagen zeitlebens zur Triangulation meines gesellschaftlichen Engagements und halfen mir, den eigenen Träumen und Visionen zu trauen. Auch auf dem nun anstehenden Pilgerweg werden sie mir helfen bei der Reflexion aktueller gesellschaftlicher wie kirchlicher Entwicklungen und Herausforderungen.
Wie schon auf meinen früheren Demokratie-Pilgertouren 2007 und 2009 mache ich diese Reflexionen in einem Pilgertagebuch https://www.facebook.com/josef.huelkenberg/ und denkbar-mobil.de öffentlich zugänglich und freue mich auf Resonanzen und Dialoge.
Danke schon heute an die Freunde und Bekannten, die dieses Vorhaben durch ihre gastfreundlichen Einladungen mittragen.
Es würde mich freuen, unterstützten auch Sie dieses Pilgerprojekt durch Ihre Gastfreundschaft. Unter den Bedingungen der Corona-Pandemie und der notwendigen Hygiene-Schutzkonzepte bin ich darauf eingerichtet, nachts im Freien zu biwakieren. Gern greife ich Angebote auf für geschützte Biwakmöglichkeiten auf dem Weg vom Westmünsterland nach Rom.
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