Darf dat dat dann?

Meine Bitte um ein Pilgerquartier empfand der Prior schon als belästigende Zumutung. Da nützte auch der Pilger-Geleitbrief des Münsteraner Bischofs wenig. Es sei Pandemie, er sei Risikopatient und habe die Gemeinschaft zu schützen. Darum gäbe es auch gute Gründe für die amtlichen Beherbergungsverbote.

Mein Hinweis, dass ich auch für diese Nacht ein Biwak in den Weinbergen geplant hätte, der Schaden an der Luftmatratze mich in die Stadt, zum Dom und von dort zum Kloster geführt habe, drosselte seinen Unmut etwas. Zudem war „Sonntag der Barmherzigkeit“, wie er es soeben uns Gottesdienstbesuchern noch erläutert hatte. Nach einem negativen Corona-Selbsttest bekam ich mein Quartier.

Auch beim morgendlichen Frühstück blieb der Prior deutlich reserviert. Für ein freundliches Gespräch fand sich allein der Novizenmeister zuständig.

„Ist Ihnen eigentlich bewusst, welches Risiko ihre Pilgerreise bedeutet für die Menschen, denen Sie unterwegs begegnen?“ Fragte er noch, bevor er erleichtert hinter mir die Klostertür schloss.

 

Natürlich ist mir bewusst, dass wir mit einer Pandemie leben. Ohne weitgehende Impfungen sind wir zur Einschränkung von Infektionen und neuen Erkrankungen auf die NPI-Strategie angewiesen. „Nicht-pharmazeutische Interventionen“ bestimmen seit über einem Jahr unseren Alltag durch A-H-A, neuerdings kombiniert mit Testen.

Jeder Bummel in der heimischen Innenstadt, den Einkaufszentren oder den städtischen Grünanlagen beschert mir mehr Begegnungen als eine Tagesroute entlang abgelegener Wanderwege längs durch Europa. Bewusst setze ich nicht auf üblicher Pilger-Herbergen und ziehe die Kombination von Biwak und privater Gastfreundschaft vor. Corona-Selbsttests tragen zur gegenseitigen Entspannung bei und gehören inzwischen zu meiner Ausrüstung.

Natürlich trage ich Maske, wenn Personendichte oder getroffene Auflagen es fordern.

Die Frage ist berechtigt: „Darf dat dat dann?“

In der Risiko bewusster Selbstverantwortung kann ich darauf antworten: „Un dat dat dat darf!“

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